Dass ich und meine Rasselbande in weniger als einer Woche wieder in unserem eigenen Zuhause sein werden, das ist surreal und noch nicht greifbar. Vier Monate nannten wir andere Plätze unser Zuhause. Wir bestaunten das urbane Hongkong, liefen durch das saubere Singapur, saugten unzählige Plätze Neuseelands in uns auf, verliebten uns in diese und jene Orte des Kiwilandes, erlebten eine uns fremde und berauschende Kultur auf Bali. Und jetzt geht es nach Hause. Nach Hause. Wie wunderbar – wie seltsam. Heimweh und Fernweh – eine Reise geht zu Ende.
Eine Frage die uns viele stellen: freut ihr euch aufs Zurückkommen oder seid ihr traurig, dass ihr zurück kommen müsst? Die Antwort ist: sowohl als auch. Heimweh und Fernweh. Ich fühle beides. Ich kann es kaum erwarten nach Hause zu kommen. Ich kann es kaum glauben unserer Reise adieu zu sagen. Das beste an diesem Gefühlsgewusel ist, es ist durchwegs positiv. Das Heimweh fühlt sich freudig an, das Fernweh fühlt sich romantisch-melancholisch an. Ich bin nicht traurig, so auch nicht Superhälfte, Fräulein Flunker und Napoleon. Wir freuen uns auf alles was kommt und auf alles was gewesen ist und sich in unsere Erinnerungen eingeprägt hat. Das beste, was wir je gemacht haben – unsere Reise – geht zu Ende und wir freuen uns auf alles was kommt.
Was haben wir die Fahrten mit dem Wohnmobil in Neuseeland geliebt. Allerdings bin ich froh, dass unsere Familienkarosserie zuhause nicht so rüttelt und schüttelt und wir nicht immer die Besteckschublade unter die Matratze stecken müssen um den Lärmpegel während der Fahrt unter 90 zu halten. Was musste wir schmunzeln, wenn der Camper mal wieder laut Wasserwaagen-App meines Göttergatten total uneben stand, und der Göttergatte mit Hilfe von Steinbrocken und dicken Ästen für ebene Schlafverhältnisse sorgte. Wir sind jedoch froh, stehen unsere Betten zuhause jeden Abend am gleichen Ort und müssen nicht ausgelotet werden. Wie oft hab ich innerlich geflucht, wenn ich im Oberschrank der Wohnmobilküche die Kräuter und Gewürze nicht auf anhieb fand, weil sie während der Fahrt hin und her gerollt sind. Schön dass in meiner Küche zuhause die Gewürze an Ort und Stelle bleiben.
Bali, farbenfroh und prächtig, strahlend und exotisch. Aber wie oft ärgere ich mich über das Herumgekrieche von diesen Tieren hier. Ameisen, Gekos, Eidechsen, Spinnen – ich freue mich auf unser einzig wahres Haustier zuhause, unsere geliebte Katze Milou. Und so sehr ich mich über andere Kulturen freue, so sehr sehne ich mich nach Preisangaben, die sich weder als Touristenfallen noch als „Europäer-zahlen-per-se-zehn-mal-mehr“ herausstellen. Preisschilder, ich vermisse euch. Und was ganz schwer auf dem Herzen liegt, sind die Umstände der Umweltverschmutzung hier auf dieser Götter-Insel. Es ist schwierig zu verstehen, wie sehr man sich um die Tempel und Göttergaben kümmern kann, wenige Meter daneben aber Abfall in die wunderbare Natur hinausschmeisst. Ein Verständnis, dass ich nicht empfinden kann. Es beelendet sehr.
Die Zeit, die ich auf Bali mit Ayurveda-Wissen und -Leben verbringen durfte, wird mir sehr fehlen. Das Meditieren, das bewusste Atmen, das Innehalten und Sorgetragen – zu mir und zu meiner Umwelt. Ich habe mit Hilfe der wunderbaren Ilu meine Chakren geöffnet, habe zugelassen, dass ich mehr sehe, als ich meine zu sehen. Konnte lernen, meinen so aktiven Kopfgeist zur Ruhe zu bringen, weniger zu grübeln, mehr loszulassen. Eine wunderbare Erfahrung, die wohl eine grosse Hürde vor sich hat: das Umsetzen in unserer hektischen westlichen Lebensart. Aber ich bin guter Dinge, dass ich gelernt habe, den Mittelpunkt des Daseins nicht auf das Rundherum, sondern auf die Mitte des Seins zu legen. Ich werde mich bemühen, diese Art von Spiritualität und Lebenshaltung mit nach Hause zu nehmen.
Oh wie werde ich das soziale Leben Neuseelands vermissen. Ihr kennt mich, ich bin eine Plappertante. Kommunikation ist wohl ein Hobby von mir. Ich kann nicht NICHT mit Menschen reden. Und Neuseeland ist genau so wie ich: die Menschen reden miteinander, unglaublich viel. Und es geht über das höfliche Begrüssen hinaus. Egal wo wir waren, ob wir gerade in einem Hot-Pool sassen, beim Einkaufen, den Café bestellten oder tanken mussten – das Gegenüber fragte uns, wie es uns geht, was wir so machen, wo wir hingehen, wie wir leben. Und am Schluss jeder Begegnung verliessen beide Seiten das kurze oder lange Gespräch mit einem Lächeln, denn man hatte soeben einem anderen Menschen eine angenehme Kommunikation beschert. Das werde ich schrecklichst vermissen, aber ich kopiere diese Lebensart einfach in meine Heimat. Warum mit dem Buschauffeur nicht mal ein Gespräch beginnen, oder mit der Frau neben mir an der Bushaltestelle. Oder mit dem Kunden hinter mir im Blumengeschäft, der warten muss, bis ich fertig bin. Mit dem Metzger, mit dem Müllmann, mit der Bibliothekarin, der Gärtnerin, mit dir, mit mir.
Heimweh und Fernweh – eine Reise geht zu Ende. Mit im Gepäck ist ein Schatz, ein Schatz von unvorstellbarem Wert. Gefühle, Eindrücke, Begegnungen, Zusammensein, Gemeinsamkeit, andere Sprachen, andere Sitten, andere Menschen. Wir nehmen so unendlich viel mit nach Hause. In Worte wohl schwer zu fassen. Unsere Herzen sind gefüllt mit Zufriedenheit, mit Nächstenliebe, mit Weltoffenheit, mit Neugier, mit Achtsamkeit. Wir sind reiche Menschen. Reich an Bildern, Emotionen und Erlebnissen. Wir sind durch unsere Reise einander noch näher gekommen, haben uns in unserem Zusammensein bestätigt, wollen und können nur zusammen. Und wir haben erlebt, wie wenig dass es braucht, um glücklich zu sein. Das essentielle an allem ist Zeit und das Bewusstsein dafür. Zeit verbringen mit dem Gegenüber, mit einem selbst. Heute ist heute, gestern war gestern, morgen kommt erst noch. Also warum sich um morgen sorgen und dem gestern nachtragen. Das heute zählt, denn morgen ist das heute bereits wieder das gestern.
Ich weine um dich, liebe Reise. Freudige melancholische Tränen, weil du so gut zu uns warst. Du tatest uns so unendlich gut, liebe Reise. Danke dass wir uns von dir tragen lassen durften. Wir verabschieden uns von dir und wir nehmen dich in unseren Herzen mit – ein Leben lang. Und ich weine Freudentränen auf unser Zuhause, auf unsere Familie, auf unsere Freunde, Nachbarn, Mitmenschen. Auf euch, auf dich. Heimweh und Fernweh – es ist wohl untrennbar. Etwas endet, etwas Neues beginnt. Das ist der Lauf des Lebens. „Embrace“ – ein wichtiges Wort für mich. „Embrace whatever life offers you“. Ich umarme dich Heimweh, ich umarme dich Fernweh. Ich umarme dich – du schönes Leben. Leite mich weiter in deinen Abenteuern, ich freue mich auf alles was kommen mag. Auf Wiedersehen liebe Reise, willkommen liebstes Zuhause.
Ich finde es einen tollen Bericht finde es so toll dass ihr das machen konntet dass ihr euer Plan verwirklicht habt ein Erlebnis das prägt und das noch viele schöne Gespräch stoff gibt u von dem ihr noch lange erzählen u schwärmen könnt habe mich immer auf die Fotos gefreut Danke dafür ich freue mich auf euch wünsche euch eine gute Heimreise liebe Grüsse und eine herzliche warme Umarmung Cécile