Es braucht Mut. Und Kraft. Es braucht Wille und Vertrauen. Und es braucht den offenen Geist, der sich nicht scheut, seine Komfortzone zu verlassen. An sich selber glauben ist oft schwierig – die Umwelt ist nicht immer unterstützend genug. Haben wir doch an jeder Ecke sogenannte“Vorbilder“ oder „Gesellschaftsbilder“ von denen wir unwillkürlich denken, dass wir ihnen entsprechen müssen. Nur, wer sagt uns das eigentlich?
Als Kind schon lernt man, „man soll dies nicht tun“ und „das bitte schön sein lassen“, „man soll sich so verhalten“ und „das gehört sich nicht“. Welche Charakteren und Typen in der Gesellschaft besondern gerühmt, welche gerade mal geduldet werden und welche in der breiten Masse untergehen, das ist schon bald den kleinsten Menschleins bewusst. So wachsen wir auf im Glauben, dem einen oder anderen Gesellschaftsbild entsprechen zu müssen. Es geht sogar so weit, dass wir bestimmte Attribute zu erfolgreichen oder erfolgslosen Charakteren zuordnen. Und somit tragen wir selber, gepaart mit der Umwelt zu dem Druck bei, diesen Gesellschaftsbildern und Vorbildern entsprechen zu müssen. Dabei geht der Glaube an sich selber aber oft verloren oder hat schlichtweg keinen Platz.
Wir wollen „entsprechen“ – und das tagtäglich. Wir wollen uns anpassen, dabei sein, uns zugehörig fühlen. Und leider ist die Konsequenz des zugehörig-sein oft, dass wir unsere Individualität vernachlässigen. Sei kommunikativ, aber bitte nicht schwatzhaft. Sei kontaktfreudig, aber bitte nicht extrovertiert. Sei anständig, aber bitte nicht schüchtern. Sei humorvoll, aber bitte nicht vorlaut lustig. Sei erfolgreich, aber bitte nicht zu sehr. Sei talentiert, aber bitte nicht zu offensichtlich. Wie sollen wir bei diesem Anforderungsprofil an unser Dasein noch an uns selber glauben? Wie sollen wir uns dabei einfach so geben wie wir sind, wenn wir nicht dem entsprechen, dem wir sollten?
Ich denke manchmal von mir selber, dass ich gerade fehl am Platz bin. Dass ich nicht entspreche und den Anforderungen nicht genüge. Dass ich anstatt so, lieber so hätte agieren müssen. Nicht wegen mir – sondern wegen dem Anspruch von aussen. Bin ich ein Paradiesvogel?, denke ich dann oft. Bin ich zu laut? Zu redsam? Zu kommunikativ? Bin ich situativ dann wieder zu sensibel? Zu emotional? Das Zweifeln an meiner Person macht mich in solchen Situationen schweigsam. Es lässt mich hadern und grübeln. Bin ich gut genug? Reicht es? Passt es allen?
An mich selber glauben bin ich am Lernen. Ich übe und übe und übe. Ich kann es mal gut, ich kann es mal überhaupt nicht. Was ich aber schon richtig gut kann, ist meinen Geist zu öffnen und meine Komfortzone verlassen. Terrain betreten, dass ich nicht kenne, nicht beherrsche, nicht voraussagen kann. Und dieses Verlassen der Komfortzone habe ich vor allem wegen meinem Sport erlernt. Crossfit. Wenn ich an der Langhantel stehe und die Gewichtsscheiben geladen habe, sagt mir mein Kopf nie, nimm sie wieder weg, du kannst das nicht. Er sagt mir auch nie, ich solle den Handstand-Walk vergessen, weil ich den noch nicht kann. Und er sagt mir beim Sport nie, dass ich zu klein, zu gross, zu schmal, zu breit oder zu unfähig sei, für diese oder jene Übung. Und das Schönste: keiner meiner Sportkollegen würde das je tun. Eine Gruppe unterschiedlichster Leute zusammengewürfelt in einem Raum mit dem selben Ziel: das Training zu meistern, jeder individuell in seinem Tempo, mit seinem Gewicht, mit seiner Ambition. Keiner ist zu untalentiert oder zu schwach, keiner! Und genau diese Umgebung hat mich gelernt, ganz ohne Zweifel an mir und meinen Stärken und Schwächen zu arbeiten. Da urteilt mich keiner. Ich bin ich und das ist gut so.
Sei stark, sei positiv, sei emotional, sei sensibel – es ist egal, Hauptsache du bist du und du glaubst an dich. Die Individualität macht uns aus, nicht das Gesellschaftsbild. Und wenn wir uns gegenseitig ein bisschen mehr Individualität gewähren würden, hätten wir die Zwänge nicht so stark, die vorherrschen. Wenn wir uns vornehmen würden, dass wir uns einfach so nehmen wie wir sind, ohne entsprechen zu müssen. Ja dann hätten wir wohl mehr Glauben an uns selbst. Wir wären freier und befreiter. Von dem „Müssen“, dem „Sollen“.
Crossfit macht mich stark, nicht stärker als andere, das ist nicht mein Ziel. Aber es macht mich so stark wie ich stark sein kann. Es fordert mich, an mich zu glauben, denn nur ich bestimme über meinen Erfolg. Es lässt mich an Kleinigkeiten arbeiten, die ich noch nicht beherrsche, sie aber gerne beherrschen würde. Es lässt mich andere anfeuern und Empathie empfinden, denn ich weiss, wie jeder einzelne gerade mit sich kämpft und seine eigene Komfortzone verlässt, um voran zu kommen. Ob nun in einem Training oder in einem Lebensschritt – der Prozess ist der Gleiche. An sich selber glauben. Es würde so gut tun. Uns allen. Immer und immer wieder.
Danke fio ? du häsch es mit dine wort so träffend gseit. Dankbar dich zkänne und en teil vo crossfit 1352 dörfe zsi ????❤️