Ich und mein Mama Job

Letztens hab ich bei anyworkingmom in der Instagram Story die Frage gelesen, was bei uns Vätern und Müttern denn alles schon mal schief lief. So im Papa- und Mamaleben eben. Ich fand die Frage witzig. Die Antworten auch. Und ich dachte mir, dass ich eigentlich mein Sammelsurium an schief gelaufenen Momenten in meinem Mama Job mal aufzählen könnte. Zumindest ein paar wenige. Ich und mein Mama Job. Wie er eben so ist.

Mama Job
Ich – die Frau, die Mama, die Studentin, die Selbstständige, die die oft einfach macht.

Das asymmetrische Gesicht

Schminken ist nicht so mein Ding. Einerseits bin ich kläglich untalentiert und andererseits schlicht weg zu faul. Wenn ich was mache, dann ist es das Nachziehen meiner Augenbrauen. Gibt so einen Rahmen um’s Gesicht – finde ich. So war es denn auch an diesem einen Morgen (keine Ahnung mehr, welcher Morgen, spielt auch keine Rolle). Ich beende gerade mit dem Augenbrauenstift den Bogen meiner rechten Augenbraue – mit der beginne ich nämlich immer – da ruft Kind 1, Kind 2 oder sonst jemand (kann ich mich auch nicht mehr erinnern). Ich sah nach, tat, was getan werden musste und erledigte auf dem Weg zurück in’s Badezimmer noch dies und das, weil mir immer irgendetwas auf dem Weg in die Hände fällt. Multitasking soll ja bekanntlich nicht sehr gesundheitsfördernd sein. Schönheitsfördernd ist es auch nicht. Denn vor lauter hier und da noch, vergass ich komplett meine linke Augenbraue ebenfalls anzumalen. Und so lief ich den ganzen Tag mit einem asymmetrischen Gesicht herum. Als ich am Abend beim Abschminken merkte, dass da links nichts abkommt – ja da war ich erstaunt, verblüfft und leicht belustigt. Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass ich mich anscheinend tagsüber etwas zu wenig selber im Spiegel betrachte. Ah ja: und dass mein Umfeld wahnsinnig höflich ist – die trauten sich wohl alle nicht zu sagen, dass ich lächerlich aussehe. Merci.

Kasperli – ich liebe dich

Ich hatte einen Event in Zürich und freute mich überschwänglich auf diesen Abend in einer etwas anderen Welt als der mir vertrauten Landluft wo unser Zuhause liegt. Ein kleinwenig aufgebrezelt, aber nicht übertrieben, leicht geschminkt, sogar mit Mascara die ich mir da gerade neu gekauft hatte (die alte war vor zehn Jahren eingetrocknet) und inklusive rechter UND linker nachgezogener Augenbraue, machte ich mich ohne Anhang auf den Weg. Schon Stunden vorher hab ich mir überlegt, was für tolle Songs ich mir in Überlautstärke im Auto abspielen könnte. „Firestarter“ von Prodigy, „Greyhound“ von Swedish House Mafia oder „it’s my life“ von Talk Talk. So richtig abgehen wollte ich, inklusive peinlicher Playback-Mundbewegungen. Aber in Zürich angekommen merkte ich: nichts gewesen mit Erwachsenen-Sound. Sobald ich in’s Auto steige, scheint mein Gehör definitiv einen automatischen Durchzugs-Effekt zu entwickeln. Ich habe die gesamten 24 Minuten Kasperli gehört. KASPERLI. Und ich würde behaupten, dass ich mir nicht mal mehr sicher bin, ob ich beim Tri-Tra-Trallala nicht auch noch mitgesungen habe. Schön.

Das Waschweib

Zugegeben, ich mache nicht gerne Wäsche. Man kann mich gerne für dreimal täglich staubsaugen anstellen, aber Wäsche machen – nope. Also passiert es mir in unglaublich manifestierter Regelmässigkeit, dass ich voller Elan eine Wäsche mache und sie dann einfach vergesse. Ich VERGESSE sie. In der Waschmaschine. Nass. Und wenn ich es dann bemerke, dann ist das dermassen viel später, dass ich notgedrungen das Ganze nochmals waschen muss. Und jetzt aufgepasst: zwei- oder dreimal hab ich’s dann sogar geschafft, die zum zweiten Mal gewaschene Wäsche wieder zu vergessen. Oder vielleicht waren es drei- oder viermal. Mehr aber bestimmt nicht. Ja und so verfestigt sich dann meine Antipathie für das Wäsche machen. Kein Wunder wenn ich die Liebesmüh immer doppelt gemoppelt tun muss. Selber schuld. Ich weiss. Trotzdem doof.

Der Regenbogen Faden

Der was? Es heisst doch „der rote Faden“. Ja genau, den roten Faden nicht verlieren. Seit ich Mama bin gibt’s bei mir im Alltag weniger rote Fäden. Deswegen nenne ich sie auch eher sowas wie Regebogen Fäden. Von allem etwas und alles ein wenig schwammig und ineinander fliessend. Was auch immer ich beginne, ich kann es in den wenigsten Fällen in einem „Schnuuz“ durchziehen. Geht nicht. Geht einfach nicht. Und jetzt will dann mal gesagt sein: das liegt imfall nicht an mir. Nee. Das liegt daran, dass immer irgendjemand irgendetwas von mir will. Ich trinke Tee mit der Freundin und wir sprechen gerade über… Ja über was denn schon wieder? Zwischen jedem zweiten Satz braucht irgendein Kind dies und das und man soll und tut. Oder ich schreibe an einem Artikel, hab grad so einen richtig tollen Lauf und… weg. Weg weil irgendjemand nach mir ruft. Oder ich lauf gerade von der Küche zum Bad weil ich etwas wollte, heb auf der Treppe etwas für’s Kinderzimmer auf und stehe dann im Kinderzimmer und weiss a) nicht mehr, dass ich in’s Bad wollte und b) wenn ich wüsste, dass ich in’s Bad wollte, hätte ich vergessen, was ich da zu tun geplant hatte. Läuft.

Die Essensschiedsrichterin

Ich kann mich erinnern, dass ich mal Mahlzeiten zu mir nahm, bei denen ich einfach geschwiegen habe. Oder ich hatte ein Gegenüber mit dem ich tiefgehende Gespräche führte oder lustige Anekdoten beredete (ok, ich hatte auch schon Gegenüber wo ich lieber geschwiegen oder mir eine weisse Wand gewünscht hätte – kann passieren). Seit ungefähr zwei Jahren tu ich weder schweigen noch besprechen – ich schiedsrichtere. Wer soll/darf/muss von was und wieviel essen. Ich schiedsrichtere Sachen wie: bitte nicht so Schmatzen – nein, die Pasta bitte nicht in’s Wasserglas tunken. Achtung das Glas. Ärmel nach hinten. Könntet ihr bitte das Besteck benutzen. Nein Risotto ist kein Fingerfood. Achtung, das Glas. Könntet ihr bitte noch das Wasser trinken. Ja, auch den Brokkoli musst du essen. Nein, nicht nur den halben, den ganzen bitte. Ja auch Fräulein Flunker muss den Brokkoli essen. Nein klein Napoleon hat nicht weniger Rüebli, ihr habt gleich viel. Achtung, das Glas.

Hat jemand von euch mal Zeit mit mir essen zu gehen? ALLEIN? Nur wir? Wir können auch gerne schweigen. Mag ich auch imfall.

Handtaschen adé – Rollkoffer ahoi

Zugegeben, mir wurde die Liebe zu wunderschönen Handtaschen in die Wiege gelegt. Wir hatten früher eine kleine Boutique im Altstädtli und verkauften da unter anderem italienische Handtaschen und schon als Knirps durfte ich mit zum Einkauf an die Messen in bella italia. Bevor Kind 1 zur Welt kam, hab ich mir über die Jahre summasumarum circa sechs (oder doch neun?) traumhaft schöne, aber auch nicht günstige, trotzdem gerechtfertigte Handtaschen zugetan. Kurz vor der Geburt von Kind 1 hab ich mir dann eine Wickeltasche angeschafft. Muss ja sein, steht ja so auf der „was kauf ich wenn ich ein Kind bekomme“-Liste (ich hab imfall den Monster-Rotlicht-Wärme-Strahler für über den Wickeltisch trotz Empfehlung auf der Liste nicht gekauft. Beide Kinder sind nie während dem Wickeln einer Unterkühlung ausgesetzt gewesen – nur so als Info). Ja und so hatte ich nun die Handtaschen weit hinten im Schrank verstaut und die Wickeltasche artig um den Kinderwagen geschnallt. Mit allem drin was Eltern und Baby so brauchen. Bei Kind 2 war dann die Ausstattung der Wickeltasche öfters mal lückenhaft. An was das wohl liegt? Anyway. Seit wir keine Windel mehr in Gebrauch haben, hab ich die Wickeltasche weit hinten im Schrank verstaut und die schönen aber teuren Handtaschen wieder abgestaubt und hervorgeholt. Aber ich erlebte eine jähe Enttäuschung. Nichts da mit Handtasche. Schon das Wort alleine hätte mit die Enttäuschung ersparen können. Seit ich Mama bin gehören mir meine Hände eigentlich nicht mehr. Schon gar nicht um eine schöne Handtasche zu halten. Und auch die Dimension einer alltagsüblichen Handtasche erfüllt bei weitem nicht das Füllvermögen, dass ich als Mama benötige. So handgelenkmalpi geschätzt gehört 19% des Inhalts mir und 81% den Kindern. Oft bin ich sogar verblüfft was alles so in meinem Tragesack rumliegt: Playmobil Pferde, Haargummis, Haarreif, Haarklämmerli, Trinkflaschen, 100 Taschentücher (ohne Hülle), drei Bepanthen Nasensalben, Malstifte, eine grössere Anzahl Pixi Bücher, eine noch grössere Anzahl Glasmurmeln – äh ja. Und so wichen nach Verarbeitung der ersten Enttäuschung die Handtaschen Dingen wie Tragesäcke, Überlebensrucksäcke, XXL-Strandbasttaschen oder Rollkoffer. Manchmal überleg ich mir auch ob ich nicht einfach alles in einen Leiterwagen schmeisse. Wir würden auch den voll kriegen. Toll.

4 Gedanken zu „Ich und mein Mama Job

  1. Aline sagt:

    Vielen Dank für die Unterhaltung meine Liebe! Ich musste einige Male lachen und das mitten im Zug ?
    Ach und ich opfere mich liebend gerne für ein Abendessen ?

  2. Lydia sagt:

    Oh, das kommt mir doch bekannt vor! Du bist so direkt, ehrlich und bringst mich zum lachen (das schaffen nicht viele!)
    Falls Du wirklich mal Zeit hast für ein Essen? Gerne, aber lieber ein Mittagessen. zB könnte ich mein aktuelles Lieblingsessen kochen und dich einladen?

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