Liebes Fernweh, du lässt meinen Bauch sich verkrampfen. Machst mein Herz schwer. Du schickst meine Gedanken auf Reisen. Ich glaube das Meer zu riechen, das Salz zu schmecken, die Weite zu sehen. Liebes Fernweh, ich bade in dir. Lasse mich total auf dich ein und wiege mich im sentimentalen Schmerz. Wünsche mich weg und liebe es gleichzeitig genau hier wo ich bin. Denn ich liebe es dort und ich liebe es hier.
Deine Musik, liebes Fernweh, ist die Musik die mich auf der Reise begleitete. Die mit uns durch die Weite, an Küsten entlang, durch Gebirge fuhr. Ich höre sie seit wir zurück sind. Ich höre sie immer und immer wieder und die ganze Zeit über macht sie mich glücklich. Doch jetzt gerade ist sie schwermütig und traurig. Denn ich vermisse dich, du liebe Reise. Du, die uns so viel Freiheit geschenkt hast wie wir sie selten erlebt haben. Wir vier und du, liebe Reise.
Ich weine Tränen um dich. Aus Wehmut und Sehnsucht. Aber auch aus Dankbarkeit und Freude. Hier wo ich bin, bin ich zuhause. Da wo ich war, war ich auch zuhause. Ich bin zuhause wo meine Liebsten sind. Mein Team, meine Bande, meine Knuschelfamilie. Die heisst so, weil wir so viel knuscheln. Knuscheln konnten wir auf unserer Reise Unmengen. Kuscheln, Knuddeln und Küssen ergab irgendwann mal das Wort Knuscheln. Und jetzt ist Knuscheln der Inbegriff für Nähe, Beisammensein und Zuneigung bei uns. Und eine Form der Erinnerung an eine intensiv gelebte Zeit der Gemeinsamkeit.
Liebes Fernweh, jetzt in diesem Moment bist du hier. Ich weiss natürlich warum. Es jährt sich heute. Unsere Abreise. Unsere Reise. Wie schön es war. Wie unendlich schön. Und schon wieder schmerzt mein Herz. Tut es stechend weh, weil ich so gerne wieder da wäre. Mit meiner Knuschelfamilie. Um Zeit zu haben für nichts. Um Zeit zu haben für alles.
Doch der Schmerz macht mir nichts aus. Denn das was schmerzt ist die Erinnerung an diese so fröhliche Zeit. Die Zeit jetzt ist noch genauso fröhlich. Aber sie ist eingepferchter. Eingezwängter. Durch Alltagsstrukturen, denen wir uns weder entziehen können noch wollen. Denn wir sind Realisten. Realisten die die Strukturen hier in unserem Zuhause, in unserem Land akzeptieren und schätzen. Die froh sind in einem Land zuhause zu sein, wo wir privilegierter sind als in so manch anderen Ländern. Dass uns ab und zu die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit anderer Kulturen fehlt, müssen wir hinnehmen. Wir können lediglich selber fröhlich und unbeschwert sein. Und vorleben, was wir lieben und fühlen.
Und wir können dazu stehen, dass die Reise uns wahnsinnig fehlt. Dass wir Fernweh haben und traurig sind. Dass wir gerne nochmals die Zeit zurück drehen würden oder noch besser: gleich nochmals losgehen würden. Morgens aufstehen und den Horizont sehen mit dem Gedanken: wohin führt uns heute unser Weg? Keine Uhr zu tragen, denn was spielt die Tageszeit schon für eine Rolle? Nicht zu wissen, welches Datum, ja gar welcher Wochentag es ist. Denn wer von uns hat schon Verabredungen und Verpflichtungen? All unser Hab und Gut verstaut in wenigen Schränken in unserem Wohnmobil, wissend, dass sogar noch weniger ausreichen würde. Hauptsache wir haben uns vier.
Liebes Fernweh, sag der Reise, dass sie das Beste war, was wir je gemacht haben. Sag ihr, dass sie uns Gelassenheit und Ruhe geschenkt hat. Dass sie uns Dankbarkeit und Einfachheit lehrte. Sag ihr bitte, dass sie uns fehlt und wir uns freuen, sie in einigen Jahren vielleicht nochmals anzugehen. Liebes Fernweh, bitte bleib diese Tage noch ein wenig bei mir und mach mein Herz schwer. Und mach meine Augen tränennass. Und mach meinen Bauch verkrampft. Denn so vergesse ich nicht. Vergesse ich nicht, was ich nie vergessen möchte.
Ach du Liebe, wie wunderschön geschrieben… toll zu lesen & die Bilder einfach traumhaft ?