Ich gebe es zu! Es gibt Tage, die beginnen früh, gestalten sich schwierig, ziehen sich in die Länge und enden ohne Happy End. Sogenannte „Streichtage“. Ja, solche Tage haben wir zwischendurch. In den letzten Monaten hat sich das „zwischendurch“ etwas vervielfacht – so ist das Leben eben. Aber gestern Abend war mal wieder so ein Moment. Kein Streichtag, aber ein Streichabend ohne Bettruhe. Ich bin so nett, und lasse euch mal Revue daran teilhaben.
Es ist 19:45 und Napoleon und Fräulein Flunker sind bettfertig in Pyjamas mit geputzten Zähnen und der gewohnten Ladung Spagyrik (Napoleon kriegt etwas zum „Runterfahren“, Fräulein Flunker etwas zum „Rauffahren“). Ich hatte versprochen, dass ich heute Abend drei Bücher pro Kindernase vorlese, da der Papa weg ist. Fräulein Flunker meint, sie wolle lieber etwas Hörbuch hören – auch gut, denke ich und kuschele mich mit Napoleon und Buch Nr. 1 hin. Buch Nr. 1 ist zu Ende und ich greife zu Buch Nr. 2.
Napoleon: „Ich will Videos schauen!“
Ich: „Du willst was?“
Napoleon: „Videos!“
Ich: „Wir gucken nicht mal TV, welche Videos?“
Napoleon: „Videos!“
Ich: „Lass uns ein Video für Papa machen, schicken, und dass darfst du dann gucken, ok? Aber nur einmal, gell?“
Napoleon nickt.
Wir machen das Video, verschicken es und schauen es uns dreimal an. DREIMAL! Und ich nenne mich eigentlich konsequent… Buch Nr. 2 und Nr. 3 sind dann erzählt und wir gehen zu Fräulein Flunker, die nicht mehr Hörbuch hört sondern nun im Bett liegt und ein Buch anschaut. „Sagst du deiner Schwester bitte „Gute Nacht“, sag ich zu Napoleon.
Napoleon: „Nein“
Ich: „Doch“
Napoleon: „Nein“
Ich: „Du sagst jetzt deiner Schwester „Gute Nacht“ herrgottnochmal!“
Napoleon stampft wütend zur Schwester und klebt ihr einen Schmatzer auf’s Gesicht. Geht doch, denke ich.
Napoleon: „Ich will auch Bücher haben“
Ich: „Natürlich, du darfst dir gerne Bücher mit in’s Bett nehmen.“ (ist zwar stockdunkel in deinem Zimmer und lesen kannst du auch nicht, geschweige denn, die Bilder im Finsteren sehen, aber wenn es dich glücklich macht, dann mach doch… meine Gedanken wurden zunehmend sarkastischer. Rabenmutter, ich!)
Napoleon hat schon zwei Bücher unter den Armen und greift nun zu einem Objekt, dass Puzzles-Seiten hat. Nicht das…..
Ich: „Schatz, das bitte nicht, dass hat Puzzles-Seiten, da fällt alles raus und liegt im Bett rum.“
Napoleon: KREISCHT
Nun hab ich die Nase gestrichen voll, schnappe mir den Querulanten, setze ihn in’s Bett und wünsche ihm eine „Gute Nacht“. Napoleon kreischt weiter. Ich sag Fräulein Flunker „Gute Nacht“ und diese meint, sie können bei dem Krach nicht schlafen. Ich entschuldige mich im Namen Napoleons für dessen unangepasstes Verhalten. Leider könne ich es zur Zeit nicht ändern. (Rabenmutter, ich!)
Drei Minuten später kreischt Napoleon immer noch und ich schnappe mir das Puzzles-Buch und knall es ihm vor die Füsse: „Hier, Schatz, aber ehrlich jetzt, ich bin müde, genervt und möchte endlich Feierabend haben. Viel Spass mit dem Puzzles-Buch, ich hab dich lieb, „Gute Nacht““. Leicht verdutzt über diesen Ausbruch meinerseits und den Erfolg über das Erhalten des Puzzles-Buchs guckt mich Napoleon mit grossen Augen an. Noch ein Küsschen und dann geh ich raus. STILLE! Napoleon kreischt nicht. YESSSSSSSSSS!
Vier Minuten später ruft Napoleon. Ich geh in sein Zimmer.
Napoleon: „Ich kann das Puzzle nicht machen.“
Ich: „Das ist doch nicht schlimm. Ich nehme es dir aus dem Bett und wir machen es morgen.“
Napoleon: „NEIN“
Ich: „Dann lasse ich es dir einfach hier im Bett und du machst es beim Aufwachen morgen früh.“
Napoleon: „NEIN – ICH – WILL – ES – NICHT – ALLEIN – MACHEN“
Ich: „Wir machen jetzt aber kein Puzzle, es ist Schlafenszeit.“
Napoleon: „Doch“
Ich: „Nein“
Napoleon: KREISCHT
Frustriert, traurig und verärgert wünsche ich eine „Gute Nacht“ und sage Napoleon, dass ich jetzt raus gehen werde. Napoleon kreischt und schmeisst sich auf die Matratze. Nur, dass der Kopf nicht die Matratze trifft, sondern den Bettpfosten. Napoleon kreischt noch mehr und ich hole den Notfall-Beutel. Arnica, Schüsslersalz und den hoffentlich funktionierenden Spagyrik-Spray als Medizin, verarzte ich den kleinen grossen Napoleon, bis er sich weder über den Schmerz, noch über das Puzzle, noch über gottweisswas aufregt und wünsche ihm zum x-ten mal „Gute Nacht“.
Es bleibt ruhig. Ich setze mich im Wohnzimmer an den Tisch. Müde, ausgelaugt und voller Frust. Die Ruhe bleibt, Feierabend ist wohl eingeläutet. Ob ich wohl mal wieder zur Mütterberatung muss? Was zum Henker mach ich bloss falsch? Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass es wirklich anstrengend ist. Wirklich, wirklich anstrengend.
Oh je liebi Fio ❤️ du machsch das gar ned falsch, ich hoffe ich ha mal nur halb so viel Geduld und Leidenschaft wie du ?? du bisch toll, und machsch es au toll #parentinggoals
Danke mini wunderbari Rose❤️ Danke!