Das Gesicht hinter Mamalltag

Wir sehen Bilder, lesen Geschichten, hören Anekdoten und schmunzeln über Erzähltes. Geschichten lösen Emotionen aus. Ich zumindest bin dieser Meinung. Gespräche führen aber auch. Ich bin ein Mensch, der mein Gegenüber gerne als Ganzes wahrnimmt. Was fühlt jemand? Was beschäftigt jemand? Was sind seine oder ihre Herzensthemen? Ich versuche mich an Gesagtes zu erinnern, mir Erzählungen in Erinnerung zu behalten. Warum also nicht einmal das Gesicht von mir, das Gesicht hinter Mamalltag, ganz persönlich vorstellen? Warum eigentlich nicht. Vielleicht erfreuen euch Geschichten genau so wie mich.

Mein Gesicht
Selbstgekritzeltes „ich“ – inspiriert von meiner lieben S.

„Was isst du gerne?“

Eine Frage die mir oft gestellt wird. Berechtigt. Als Ernährungsberaterin stellt man sie mir wohl zwangsläufig. Um auf diese Frage befriedigend antworten zu können ist es einfacher zu sagen, was ich NICHT gerne esse. Das betrifft zwei Dinge: Bananen und Käse. Dass ich weder Bananen noch Käse esse hat einen einzigen gemeinsamen Nenner: ich mag es nicht. Wirklich nicht. Abgesehen von diesen beiden Lebensmitteln esse ich alles. Das eine lieber, das andere weniger lieb. Mein Lieblingsessen: Gemüse. Es gibt kein Gemüse dass ich nicht mag. Und es gibt keinen Tag an dem ich nicht Gemüse esse. Gemüse ist quasi mein Essensmittelpunkt.

„Wie ist dein Charakter?“

Jesses, eine sehr komplexe Frage, auch wenn sie in einer kurzen Satzstellung gefragt werden kann. Packt mich ein Thema oder berührt mich etwas leidenschaftlich, kann ich überschwänglich kommunikativ sein. Ich rede und rede und rede weil es mich einfach interessiert. Ich rede allgemein eher viel (und hoffe dabei immer, dass ich keinem auf den Wecker gehe. Falls doch, bitte schreibt das nicht unten in das Kommentarfeld. Sagt es mir persönlich. Ich könnte – da leider hochsensibel – anfangen loszuheulen. Nur so zur Info).

Ich glaube auch, dass ich mitfühlend bin. Erzählt mir jemand seine Geschichte und vertraut mir seine Gedanken an, so nehme ich diese dankend und wertschätzend an. Es gibt wenig das ich mehr liebe, als ehrliche, rohe und authentische Gespräche.

Ich bin ungeduldig und ich bin perfektionistisch. Nicht in allen Belangen – das liesse sich schlecht mit einem Familienleben vereinbaren – aber was meine persönliche Arbeit anbelangt, so habe ich doch immer wieder hohe Ansprüche an mich selber. Lässt sich leider nicht schön reden und kann manchmal ganz arg anstrengend sein, ist so.

„Was sind deine Stärken?“

Ich bin eine sehr gute Planerin. Ich kann schrecklich gut Sachen vorbereiten und sie funktionieren auch meistens. Ich scheine auch einen starken Willen zu haben. Wenn ich mir etwas vornehme, dann mache ich das. Ja, Willensstärke ist wohl definitiv eine Stärke von mir.

„Was sind deine Schwächen?“

Ich nehme vieles zu persönlich. Das muss ich eingestehen. Anstelle Kritik oder Missstimmung rational einzuschätzen, empfinde ich es oft viel zu emotional. Mir dessen bewusst zu sein hilft mir leider nicht, diesen Automatismus zu umgehen. Immer wieder suche ich die Fehler bei mir. Das kann nerven – vor allem meine liebsten Mitmenschen.

„Was macht dich fröhlich?“

Ziemlich einfach zu beantworten: liebevolle Menschen. Begegnungen mit Menschen, die mit mir ihre Emotionen und Geschichten teilen. Das macht mich fröhlich. Das Beisammensein mit meinen Kindern, mit Freunden, Familie. Die gemeinsame Zeit – Zeit sich auszutauschen.

„Was macht dich traurig?“

Ich bin nahe am Wasser gebaut, vieles bringt mich zu Tränen und macht mich traurig. Das Leiden eines Lebewesens macht mich speziell traurig. Wird jemandem Leid angetan oder geschieht ihm Unrecht. Wenn ich an Krieg denke, an Folter oder Missbrauch jeglicher Art – da komme ich an meine Grenzen und ohnmächtige Traurigkeit füllt mich auf.

„Mit welchen Vorurteilen kämpfst du?“

Ui, eine gute Frage, da gibt es das eine und andere. Weil ich gerne kommuniziere und Leute umarme, ihnen nahe sein möchte und gerne Gesellschaft habe, werde ich oft als sehr selbstbewusst eingeschätzt. Leider ist dem nicht so. Selbst- und Allgemeinzweifel haben bei mir einen Dauermietvertrag aufgesetzt. Leider.

Oft meint man, wegen meiner beruflichen Tätigkeit, sei ich eine komplizierte Esserin. Bin ich nicht. Ich esse alles ausser Bananen und Käse. Klar, ich habe Vorlieben und Dinge, die ich weniger mag – aber das ist bei Nicht-Ernährungsberater und -innen wohl auch so. Glücklicherweise habe ich keinerlei Allergien oder Unverträglichkeiten – ich finde es einfach schön, wenn ich eingeladen bin. Egal ob da meine Leibspeise oder was anderes auf dem Tisch steht. Und – ganz wichtig – ich urteile nie andere nach ihrem Essverhalten. Man muss also keine Angst haben, mich einzuladen und sich dann eine Standpauke einzufangen. Das ist so gar nicht meine Art.

„Dir geht alles so locker vom Hocker“. Ja schön wär das. Dem ist aber nicht so. Ok, es gibt Dinge, die mir leichter fallen. Aber es gibt genug Dinge, die mir überhaupt nicht leicht fallen. Ich wende zusammen mit meinem Partner eine gute Portion an Energie auf, um das ganze Familien-Ausbildung-Arbeits-Haushalts-Gefüge aufrecht zu erhalten. Meistens klappt es ohne Reibung: das Kind ist im Wald MIT waldtauglicher Bekleidung. Die Hafermilch geht nicht frühzeitig aus. Der Wäscheberg wird nicht zum Hochgebirge. Die Katzen haben Futtervorrat und die Kinder Früchte zum Zvieri. Es scheint wohl locker vom Hocker zu gehen, aber da steckt auch ganz viel Disziplin dahinter. Und manchmal auch pures Glück.

„Gibt es etwas, dass dich unsicher macht?“

Ja, das gibt es. Ich lasse mich leicht von Menschen verunsichern, die mir nicht ihr wahres Gesicht zeigen. Menschen, die Emotionen nicht zeigen, eine Art Mauer um sich haben und mir den Zugang zu ihrem Wesen aus mir unerklärlichen Gründen verwehren. Das macht mich unsicher.

„Was beschäftigt dich?“

Was für eine breite und umfassende Frage. Phu, mich beschäftigt ziemlich vieles. Aber wenn ich mich eingrenzen soll, dann ist es wohl die Freiheit und Gerechtigkeit, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin eine vehemente Verfechterin der Meinungs- und Daseinsfreiheit. Leben und leben lassen. Das verfechte ich. Das beschäftigt mich. Ich verweigere mich diskriminierender Haltung. Ich bin für Vielfalt und Akzeptanz. Habt eine eigene Meinung und lass alle anderen Meinungen zu. Urteilt nicht, sondern tauscht euch aus. Bereichert euch und lernt voneinander.

„Gibt es Momente, in denen du Beziehungen aufgibst?“

Ja, das gibt es. Selten, aber es kommt vor. Und ich lerne von Jahr zu Jahr mehr, mir zu erlauben, „nein“ zu Dingen zu sagen, die mir nicht gut tun. Und dazu gehören auch Beziehungen. Ich erlebte Freundschaften, die mir mehr Energien entzogen als sie mir in irgendeiner Form etwas zurück gaben. Solche Beziehungen erlaube ich mir nicht mehr.

„Wie würde ein Schlusswort bei dir klingen?“

Ein Schlusswort. Ein Wort? Das geht leider wegen meiner Redsamkeit schon mal nicht so gut. Dafür ist es zu klein bemessen. Aber ich hätte einen Schlussgedanken: füllt eure Herzen mehr mit Liebe. Füllt es mit Offenheit und Zuneigung. Lasst Argwohn und Skepsis nicht immer die ersten Gefühle sein. Sie können Begegnungen verhindern. Wähnt nicht die Negativität sondern erhofft das Positive. So wie ihr eure Energie sendet, so spiegelt sie sich in eurem Gegenüber. Tut euch gut. Euch und dem der vor oder neben euch steht.

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