Ich halte dich – jetzt und hier, ganz fest.

Es kam aus dem Nichts. Die Krise. Meine kleine grosse Fräulein Flunker musste weinen. Ohne Vorwarnung. Meine kleine grosse Fräulein Flunker trieb auf einem Meer voller Tränen, geschüttelt von Schluchzern und griff nach mir, wie nach einem Rettungsanker. Und ich sagte ihr: „Ich halte dich – jetzt und hier, ganz fest.“ Eine kleine Geschichte vom Festhalten…

festhalten

Wir waren alle voller Vorfreude, das uns Bevorstehende sollte Spass machen und lustig sein. Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen und dann kam da ein kleiner Stolper. Etwas, dass den Takt der Fröhlichkeit kurz zum Aussetzen brachte. Eine Kleinigkeit, fast nicht erwähnenswert, aber für dieses kleine Menschlein löste dieser Moment eine manifestierte Krise aus. Sie hatte sich auf etwas gefreut, was nun etwas anders aussah, als erwartet. Nur ein klitzekleines bisschen anders, aber halt eben anders. Und das reichte aus, dass sich mein Fräulein Flunker in Windeseile auf einem rutschigen Floss auf ein Meer voller Tränen verirrte.

Ich war irritiert, etwas überrascht und von Herzen ergriffen. Denn das Weinen, Schluchzen und an mir Festhalten kam mit einer wahnsinnigen Intensität. Alles Trösten, gut zu reden und vom Positiven überzeugen half nichts. Die Tränen wollten fliessen und flossen. Und ich realisierte, dass es ihr tatsächlich unmöglich war, damit aufzuhören. Sie tat nichts Erzwungenes oder Übertriebenes. Da war ganz einfach diese allerfüllende Traurigkeit die sie übermannte.

„Was ist passiert mein Schatz?“ fragte ich. Sie schaute mich an und flüsterte: „Ich weiss es auch nicht Mama. Ich bin einfach traurig.“ In diesem Moment wusste ich, was ich ihr von Herzen geben wollte: „Ich halte dich – jetzt und hier, ganz fest“. Und ich halte dich so lange, bis du Sicherheit verspürst. Bis du den Boden zurück erlangt hast, bis du dich getraust, wieder alleine zu stehen. Ich hinterfrage nicht, urteile nicht. Ich bin einfach nur da, um dich festzuhalten. Dich hin und her zu wiegen. Dich in Sicherheit zu wiegen.

Ich hielt sie und Fräulein Flunker hielt mich. Und wir hielten einandern und es tat gut. Ihr, weil sie gehalten wurde und mir, weil ich halten durfte. Und ich merkte, dass mit wenig, ganz viel gesagt werden kann. Dass ein ehrliches Festhalten Geborgenheit und Mitgefühl weckt. Dass diese non-verbale Zuneigung voller Liebe steckt und vom einen zum anderen übergeht. Es war herzzerreissend und emotional. Sentimental und doch stärkend. Denn ich weiss, dass ich ihr zeigte: Ich halte dich – jetzt und hier, ganz fest. Und ich werde dich immer halten, wenn du es dir wünschst. Darauf darfst du dich verlassen. Mama hält dich.

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